Montag, 19. September 2011

Nanjing Massacre Memorial Hall, Zifeng Tower und Qual der Wahl (Teil 2)

Am Sonntag war ich wieder mit einigen Deutschen in Nanjing unterwegs. Zuerst stand die Nanjing Massacre Memorial Hall auf dem Programm. 1937, nachdem Shanghai und Nanjing von den Japanern besetzt worden waren, begann in Nanjing ein ca. sechswöchiges Massaker. Bei teils organisierten Massenexekutionen, aber auch bei spontanen Morden wurden etwa 300.000 Chinesen getötet. Darunter waren Kriegsgefangene, Zivilisten, Frauen und Kinder. Die Morde wurden auf grausamste Weisen begangen, zwei japanische Offizieren lieferten sich einen Wettkampf um die ersten 100 enthaupteten Chinesen. Neben Morden kam es ebenso zu Massenvergewaltigungen und Plünderungen.
Die Memorial Hall um ein Massengrab von Opfern des Massakers aufgebaut. Ihr Herzstück ist ein Museumsrundgang, der (äußerst) detailliert den Ablauf der Invasion Japans, der Kämpfe um Shanghai und Nanjing und schließlich das Massaker beschreibt. Daran schließt sich eine Darstellung von Kriegsverbrecherprozessen gegen Japaner an. Das Museum ist angefüllt mit Gegenständen aus 1937 (Kleidung, Orden, Gebrauchsgegenstände, Waffen etc.). Die Hauptexponate sind allerdings Fotos, die hauptsächlich von japanischen Kriegsreportern stammen. Sie zeigen oft erschreckend detailliert den Hergang des Massakers, Opfer und Täter. In das Musuem integriert sind auch offengelegte Skelette von Opfern. Am Ende findet sich ein „Regal“, in dem Aktenordner mit den Namen der Toten stehen. Es ist etwa 6 Meter lang und mehr als doppelt so hoch.
 
 


















Ein wenig froh wieder an frischer Luft und im Tageslicht zu stehen waren wir uns einig, dass das Museum alles in allem zwar gut, aber etwas zu detailreich war. Viele Beschreibungstexte wiederholten sich inhaltlich. Außerdem fanden wir, dass man die Opfer nicht unbedingt im Museum ausstellen muss. Allerdings haben wir auch verstanden, warum sich das Massaker so tief in das Bewusstsein der Chinesen eingebrannt hat. Die begangenen Grausamkeiten sind kaum vorstellbar. Fotos zu machen war nicht erlaubt, da der Anblick der Bilder teilweise aber auch nicht sehr schön ist, ist das weniger schlimm.

Da noch etwas Tageslicht übrig war, haben wir uns entschlossen noch zum Zifeng Tower zu fahren. Er ist das höchste Gebäude Nanjings und das siebthöchste auf der Welt. Im 72. Stock befindet sich ein Rundgang, sodass man ganz Nanjing und Umgebung von oben bewundern kann. Von der Memorial Hall sind wir mit der Metro zu Gulou-Station gefahren, wo sich der Tower befindet. In der Metro ist man als Europäer in der Regel die Hauptattraktion. Niemand hat etwas zu tun, also wurden wir pausenlos angestarrt. Nicht selten guckt man auch in die schlecht versteckte Linse einer Handykamera (so ähnlich ging es uns auch in der Warteschlange zu Memorial Hall, nur dass dort niemand versucht hat die Kameras zu verstecken).
Nachdem man 80 Yuan berappt hat, darf man dann mit 8 Metern pro Sekunde in die Höhe fahren. Von dort biete sich einem ein fantastischer Blick über die Stadt. Man versteht nun, warum Nanjing auch die „Grüne Stadt“ genannt wird. Der Blick reicht über die Zijin Mountains bis zu dahinterliegenden Bergen, bis zum Yangzi. Auch der große Xuanwu Lake Park ist gut zu sehen (den muss ich noch besuchen). Hier lasse ich einfach mal die Bilder für sich sprechen.

                                                                    Zijin Mountains



                                                                       Xuanwu Lake Park












                                                                        Zifeng Tower

Wieder unten angekommen ging es schließlich noch zum Abendessen. Im Untergeschoss der Zifeng Mall sind einige Restaurants, wir haben uns für ein Steak Buffet entschieden. Es war Art Mischung aus einem Steakhouse und einem chinesischem Restaurant. Das Essen war sehr gut, außerdem war es äußerst amüsant Chinesen dabei zu beobachten, wie sie mit Stäbchen Steaks zu Essen versuchen.

Am Montag war es dann endlich soweit, Morgan und ich durften unsere Kurse wählen. Erstaunlicherweise waren die angebotenen Kurse dann größtenteils auf einmal doch die, die ich schon in Deutschland gewählt hatte. Als weitere Überraschung wurde für uns bereitgehalten, dass niemand weiß wann die Kurse starten werden. Mrs. Zhang, die Leiterin des International Office glaubt nicht, dass es vor dem 10. Oktober sein wird. Da wir aber keine drei Wochen in Nanjing hocken wollen, werden wir uns wohl demnächst um einen Trip nach Beijing kümmern, solange dort das Wetter noch halbwegs warm ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen