Sonntag, 11. September 2011

Ankunft und die ersten Tage

Jetzt habe ich endlich Internet und kann euch zusammengefasst schreiben, was in meinen ersten Tagen in Nanjing so alles passiert ist:

Nach einem ereignisarmen Flug (außer ca. 2 Stunden Verspätung war nichts passiert), bin ich am 5. September bei gemütlichen 26 °C in Nanjing gelandet. Nachdem ich mich durch die Einreisekontrollen geschwitzt hatte, tauschte ich erstmal Geld und reihte mich dann am Taxistand ein, wo ich auch gleich zu einem wartendenen Taxi gewunken wurde. Dem Fahrer wedelte ich mit dem Zulassungsschreiben der Uni unter der Nase herum, da dort der Name der Uni auf chinesisch draufsteht. Der nickte glücklich, bedeutete mir das Gepäck in den Kofferraum zu legen und fuhr los. Nach 2 Metern legte er aber eine Vollbremsung hin und rief seinen Einweiserkollegen einen der wenigen chinesischen Brocken zu die ich kann: Wo bu zhidao! („Das weiß ich nicht!“ oder „Das kenne ich nicht!“) Nach einigen Minuten Diskussion war man sich aber einig wo die NUAA liegen müsste und die Fahrt ging los. Solange wir auf dem Highway zwischen Stadt und Flughafen fuhren, war nicht von dem üblichen Chaos zu merken, abgesehen von ein paar Lichthupern und dem ständigen simultanen Benutzens zweier Handys meines Fahrers. Sogar Sicherheitsgurte waren vorhanden und (auch vom Fahrer!) angelegt. Je weiter wir in die Stadt hineinkamen desto mehr wurde gehupt und gedrängelt, wobei die meisten aber sogar bei Rot stehen blieben. Rechtsüberholen oder spontanes Spurenwechseln gehören aber selbstverständlich zum guten Ton.
Nach ca. 30 Minuten Fahrt, die ich mir schlimmer vorgestellt hatte, hielten wir dann tatsächlich am Campus der NUAA an. Die ganze Fahrt hatte nur 11,90€ gekostet. Beim Pförtner ging das Spiel mit der Zulassung von vorne los, da ich herausfinden wollte wohin ich als nächstes muss. Zum Glück mischte sich direkt eine chinesische Studentin ein, die gut Englisch sprach und per Telefon für mich in Erfahrung brachte, wohin ich gehen sollte.
Kurz darauf standen mir dann zwei Phd-Studenten meines betreuenden Professors gegenüber. Weder vom Professor noch von seinen beiden Mitarbeitern hatte ich vorher je etwas gehört, die beiden fingen aber sofort an sich um mich zu kümmern. Vom Schlafplatz im Wohnheim bis zum Abendessen mit ihren chinesischen Freunden war alles innerhalb weniger Stunden geregelt. Beim Abendessen holte mich allerdings der Jetlag ein. Deswegen war ich sehr froh als es endlich rum war und ich auf mein Zimmer konnte. Dort lernte ich dann meinen Zimmerkumpanen Steven kennen, ein Franzose der für 4 Monate an der NUAA ist.

Am zweiten Tag ging es mit dem Organisieren verschiedener Dinge weiter. Zuerst wurden mir eine chinesische SIM Karte gekauft und Bürogänge zum Erlangen einer Uni-Card erledigt. Das Mittagessen in der Mensa war mit 70 Cent unschlagbar günstig und überraschend lecker. Mit der Uni-Card kann ich jetzt auch in der Mensa bezahlen, aber leider immer noch nicht die Wohnheimstür öffnen, weswegen ich beim Hinein- und Herauskommen immer auf jemanden warten muss, der mir aufmacht.
Schließlich gab es nichts mehr zu tun außer warten, also ging ich zurück ins Zimmer. Dort traf ich dann drei Landsleute von Steven, die länger an der NUAA bleiben. Zwei von Ihnen waren bereits wieder aus dem Wohnheim ausgezogen, in ihrer neuen Wohnung (90 m²) zahlen sie nur etwa die doppelte Miete des Wohnheims (etwa 120 € pro Monat). Pierre, der im Wohnheim geblieben ist und einen Double Degree macht, hat es bereits innerhalb der ersten 10 Tage geschafft seinen Pass zu verlieren.

Die Tage danach wurden, soweit wie es ging, mit Organisieren verbracht. Unter anderem war meine Aufenthaltserlaubnis noch zu erledigen. Zuerst brauchte ich ein Formular von der örtlichen Polizeiwache. Auf dem Weg dorthin habe ich einen Friseur gesehen, der sich „Hair Managment Consulting“ nennt. Dieses Formular musste dann wiederrum im Visa Offive abgegeben und um weiter Formulare ergänzt werden. Die Reise dorthin war allerdings etwas abenteuerlich. Wir sind zuerst mit dem Bus gefahren und dann noch ein Stück gelaufen. Dabei ging es kreuz und quer über mehrspurige Straßen, bei denen es nur selten echte Fußgängerüberwege gibt. Sind welche da, nützen sie aber sowieso nichts, da kein Auto anhält. Man muss immer warten bis eine Ampel abwärts an der Straße rot wird und die Autos sowieso nicht fahren dürfen. Im Office angekommen, wurde sich wieder brav in Schlangen angestellt, abgeschrieben, kopiert und auf den unvermeidlichen roten Stempel auf jedem Formular gewartet. Am Ende hatte aber zum Glück alles seine Richtigkeit.

Steven und ich haben festgestellt, das unsere Netzwerkdose kaputt ist und Internet deswegen sowieso nicht funktionieren würde, selbst wenn das System mich endlich freigeben würde. Die Managerin des Wohnheims versteht zwar kein Wort Englisch, mit einigen beherzten „Lai bing, Lai bing!“ (in etwa: Komm mal gucken!) kann man sie aber ins Zimmer locken und ihr per Handzeichen klar machen was kaputt ist. Darauf folgt ein langer Schwall Chinesisch, nach dem man nur hoffen kann dass sie jemanden anruft der zum Reparieren kommt. (Inzwischen hat Steven die Sache selbst in die Hand genommen und den verbogenen Pin in der Dose gerade gebogen. Trotzdem haben wir aber nur einen Stecker für zwei Personen.).

Außerdem möchte ich euch noch den Campus vorstellen, auf dem ich wohne:
Der Minggugong Campus der NUAA ist eine kleine Stadt für sich, in der alles existiert was man zum Leben braucht. Wohnheime, Supermärkte, Cafe's, Mensen und Sportanlagen. Er ist außerdem sehr grün, mit vielen Bäumen und Alleen. Das Gelände wird von ein paar Kanälen durchzogen, die an einer Stelle auch einen kleinen See mit einer begehbaren Insel bilden. Diese Kanäle verströmen aber, vor allem bei warmen Wetter, einen ähnlich unangenehmen Geruch wie die Waschbecken der Wohnheimzimmer und die Gullideckel. Daraus lässt schließen, dass sie nicht nur zur Verschönerung des Campus existieren.
Das Gebäude des Ausländerwohnheims ist das neueste der Wohnheime, es wurde erst vor ein paar Jahren gebaut. Das merkt man ihm allerdings nicht an. Meine Wohnung besteht aus einem Wohnzimmer, zwei Schlafräumen und einem Bad. Im Wohnzimmer steht sogar ein Fernseher, der aber nicht funktioniert. In einer Nische des Wohnzimmers sind die Waschbecken, im Raum nebenan Dusche und Klo. Das Klo ist ein typische chinesisches Klo, welche ein bischen gewöhnungsbedürftig sind. Die Schlafräume sind für vier Personen ausgelegt, mit denen es auch ziemlich eng werden würde. Zum Glück dürfen die Foreign Students aber zu zweit auf einem Zimmer wohnen. In dieser Belegung ist das Zimmer sogar recht groß. In den Supermärkten nebenan gibt es neben fast alles was man braucht auch einige Sachen die man nicht braucht, wie zum Beispiel Pringles mit Krabben-Geschmack.
In den vier verschiedenen Mensen gibt es jeweils Frühstück, Mittag- und Abendessen. Dabei ist die Auswahl pro Mensa zu allen drei Zeiten gleich. Da sie aber sehr groß ist, stört es nicht weiter. Die beiden Mensen im Erdgeschoss könnten etwas schmackhafter sein, die im Obergeschoss sind aber gut (und auch etwas teurer). Manche Gerichte sehen aber schon ein bischen komisch aus, wie zum Beispiel Gemüse mit einem großen gebratenem Fischkopf. Andere wiederum sehen nicht komisch aus, schmecken aber dafür wie ein großer gebratener Fischkopf. Reis, Nudeln, Frittiertes und normales Gemüse kann man aber ohne Bedenken essen. Wenn man aber trotzdem mal keine Lust auf die Mensa hat, kann man sich in den Supermärkten Fertigsachen kaufen oder eines der zahlreichen kleinen Restaurants außerhalb vom Campus ausprobieren (das habe ich aber noch nicht gemacht). Im Moment gibt es auch überall Mondkuchen zu kaufen, da das Mondfest gefeiert wird. Die Mondkuchen sind mit allerlei Sachen wie Nüssen, Ei oder irgendwelchen Süßen Pasten gefüllt. Da sie sehr satt machen und billig sind (ca. 0,2 €), kann man sie gut als ganze Mahlzeit essen.

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