Donnerstag, 3. November 2011

Reiten und Tongli

So, es ist mal wieder Zeit für ein Blog Update! Nach Huang Shan ist relativ wenig passiert, es hat sich tatsächlich so etwas wie ein Uni-Alltag eingestellt. Interessant waren eigentlich nur zwei Sachen: Mein Reitausflug und Tongli.
Zum Reiten sind wir eines schönen Sonntags gefahren. Christina, die schonmal dort war, wollte uns an der Erfahrung teilhaben lassen. Das erste Abenteuer war, den Hof zu finden. Von der nördlichsten Metrostation aus ging es los mit dem Taxi in Richtung chinesische Pampa. Das Zeil der Fahrt hatte der Besitzer vom Hof dem Fahrer per Telefon mitgeteilt. Nach einer endlos langen Fahrt hatten wir das Ziel dann schließlich eingekreist. Dabei geholfen hatten uns weitere Telefonanrufe und Hinweise von Passanten. Der eindrucksvollste unter ihnen war einer, der nach jedem zweiten Wort fast seine Lunge herausgehustet hätte. Die Zigarette hing aber trotzdem noch im Mundwinkel. Nach meiner teuersten Taxifahrt in Nanjing kamen wir dann am Hof an. Zum Glück konnte einer der anwesenden Chinesen Englisch, sonst wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen. Wir wurden nach unseren Reitkenntnissen eingeteilt und dann der Reihe nach zum Üben geschickt. Für mich war es natürlich der totale Anfängerkurs, dementsprechend schwer fiel mir auch alles. Nach der ersten Runde gab es für die Mädels einen Daumen hoch, für die Jungs kollektiv den Daumen runter. Abwechselnd wurde dann weitergeübt. Ruth, die israelische Freundin von Mitch dem Kanadier (die er in Thailand kennengelernt hat) konnte ziemlich gut reiten und fing an Sprünge zu üben. Dabei übernahm sie sich aber und stürzte, danach hatte sie einen Schock und ein Knie tat weh. Also lag sie auf der Couch und sah uns zu.
Unsere neuen chinesischen Freunde luden uns dann zum Mittagessen in einem nahem Restaurant ein. Dort stand auch endlich das adäquate Mittel zur Behandlung von Ruths Knie zur Verfügung: Baijiu, der von Chinesen und Ausländern gleichermaßen gefürchtete Nationalschnaps. Normalerweise reicht es schon an der Flasche zu riechen um Kopfweh zu bekommen. Einer der Chinesen schüttete etwas Baijiu in eine Schüssel und zündete ihn an. Dann langte er in die Schüssel und rieb das Knie mit dem warmen Baijiu ein. Dabei tropfte immer ein bisschen brennender Schnaps auf die Tischdecke, die daraufhin fröhlich Feuer fing und vom anderen Chinesen ausgeklopft wurde. Nachdem so einige Löcher in der Tischdecke entstanden waren fühlte sich Ruths Knie aber tatsächlich besser an und es konnte mit dem Essen begonnen werden. Da die Flasche Baijiu nun schon offen war, gab es als Vorspeise erstmal eine Runde Schnaps. Da die Qualität aber anscheinend recht gut war, war es nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Außerdem schmeckt Baijiu warm deutlich besser als kalt.
Als dann das Essen auf den Tisch kam, wurde uns allen erstmal etwas mulmig. Es gab Teile vom Huhn, die bei uns normalerweise im Abfall landen, Schweinedarm und -magen, Fischkopfsuppe und, das Highlight, in der Mitte gespaltene und gekochte Entenköpfe. Wir waren aber alle hungrig und trauten uns schließlich an (fast) alles ran. Wenn man vergisst was man gerade ist, schmeckt es eigentlich gar nicht schlecht. Außerdem wollten wir unsere Gastgeber nicht beleidigen.
Es ging zurück zum Reiterhof, wo dann ein kurzer Ausritt für alle organisiert wurde. Zum Glück machte mein Pferd alles genauso wie das Pferd vor ihm, ich konnte mich also voll darauf konzentrieren nicht aus dem Sattel zu fallen. Vom Ausritt zurück durften die Mädels noch ein bischen fortgeschrittenes Zeug üben, dann fuhren wir zurück nach Nanjing. Der Englisch sprechenede Chinese, dem Auto nach ein Mann mit viel Geld, brachte vier von uns direkt und kostenlos zum Campus. Die beiden anderen wurden in ein privates Taxi gesteckt, mit sie weniger Glück hatten. Der Fahrer wollte ständig mehr Geld haben und wusste auch nicht so genau, wo er eigentlich hin soll. Am Ende waren aber doch alle glücklich daheim.
Vom Reiten habe ich leider (noch) keine Fotos, wenn ich welche bekommen sollte werden die nachgereicht.

Am Sonntag drauf wurde von der NUAA ein Ausflug nach Tongli, einer alten Kanalstadt in der Nähe von Suzhou organisiert. Um sieben in der Früh ging es los, wobei dazu auch schon in der Nähe vom Campus das erste Feuerwerk des Tages abgefackelt wurde. Nach drei Stunden Busfahrt kame wir in Tongli an. Wie zu erwarten waren wir auch hier nicht die einzigen und wir schoben uns durch die engen Häuser von Tongli. Wir hatten auch endlich unsere eigene Gruppenfahne, die in China benutzt werden damit die Gruppe den Guide nicht verliert. Zum Glück wurden an uns keine Mützen verteilt, was auch manchmal vorkommt. Nach einer relativ kurzen Führung bekamen wir dann noch ein bischen Freigang, den wir zum Essen und Fotos machen nutzten. Dann fuhren wir zurück nach Nanjing und fielen ziemlich müde in unsere Betten. Tongli war insgesamt schön, aber man bekam wieder die Massenabfertigung an solchen Plätzen zu spüren. Das dämpft die Freude leider immer etwas.