Montag, 26. September 2011

Beijing, Teil 1: Hinfahrt, Erster Abend und Große Mauer

Hinfahrt:
Am 22.09.2011 war es soweit: Morgan und ich entkamen der Langeweile auf dem Campus der NUAA und fuhren nach Beijing. Das ganze fing damit an, dass wir zehn Minuten bevor unser Zug abfuhr am Gleis ankamen. Zuerst hatten wir die Strecke mit der Metro bis zum Bahnhof unterschätzt. Dann fanden wir uns auf der flächenmäßig zweitgrößten Bahnstation der Welt nicht auf Anhieb zurecht und es dauerte eine Weile bis wir am richtigen Gate waren. Schließlich saßen wir aber doch im Zug, der pünktlich in Richtung Beijing abfuhr. Anders als im ICE, in dem Fahrer stolz verkündet dass der Zug die nächsten fünf Minuten tatsächlich mit der Geschwindigkeit fährt für die er gebaut wurde, wird bei der CRH die Höchtgeschwindigkeit (310 km/h) wenige Minuten nach der Ausfahrt von Bahnhof erreicht und bis kurz vor dem nächsten Halt beibehalten. Während der Fahrt wollten wir selbstverständlich aus dem Fenster gucken, hatten aber nicht mit trotzigen Chinesen gerechnet. Wir haben uns unser Fenster mit der Sitzgruppe vor uns geteilt, mit der es einen langen Kampf um die Sonnenblende gab, die der Chinese gerne unten und wir oben haben wollten. Sobald er sie genervt nach unten gezogen hatten, schoben wir sie Stück für Stück wieder rauf. Auf der halben Strecke stieg unser Gegner aus und wurde durch einen neuen ersetzt. Nachdem wir die Blende zum ersten Mal wieder nach oben geschoben hatten guckte er nach hinten und sah dort zwei Bleichgesichter sitzen. Dann ließ der die Finger von der Blende.
Die Landschaft entlang der Strecke wechselte zwischen Feldern, Bergen und Städten, die sich entlang der 1000 Kilometer erstaunlicherweise kaum änderten.


Nach vier Stunden kamen wir Beijing an. Dort entschieden wir uns, nicht den einfachen Weg weg zu wählen und mit dem Taxi zum Hostel zu fahren, sondern mit der Metro. Zum Glück ist die Metro in Nanjing nach dem Vorbild Beijing aufgebaut, sodass wir uns sofort zurechtfanden. Unser Hostel war in der Dazhalan Xijie, etwas südlich vom Qianmen Square der wiederrum südlich vom Tiananmen Square liegt. Zu Fuß waren es 5 Minuten zum Qianmen und der Metro-Ringlinie. Unser Zimmer war in erster Linie OK, nicht mehr und nicht weniger. In der Bar des Hostels gab es Sessel, eine Couch und einen Großbildfernseher, sodass man sich dort gut beim Ausruhen mit anderen Gästen unterhalten konnte, die aus aller Welt kommen und ständig wechselten. Als wir eincheckten und ich meine Reservierung angeben sollte, entdeckte ich dass meine Name in „Ganulf Schulnd“ umgewandelt worden war. Die nächsten Reservierungen werde ich eindeutig per Mail und nicht mehr per Telefon machen.
Hungrig und neugierig machten wir uns dann auf den Weg, um die Straßen um unser Hostel herum zu erkunden. Da die Gegend so nah am Zentrum liegt, ist sie sehr touristisch geprägt. Trotz allem macht es aber Spaß, die kleinen Gassen zu erkunden und neues zu sehen. Gegessen haben wir in einem kleinem Restaurant, dass bestimmt besser war als die großen Touritempel. Nicht weit vom Qianmen liegt die Qianmen Dajie, eine westliche Einkaufsmeile. Dort gibt es KFC, Starbucks McDonalds und alles was das westliche Herz sonst noch so begehrt. Schon am ersten Abend war uns klar, welche chinesischen Wörter wir am häufigsten benutzen werden: Bu yao! (Ich will nicht!). Eines der nervigsten Dinge in Beijing ist, dann man im Zentrum keine Minute laufen kann ohne von Rikschafahrern oder Straßenhändlern angefallen zu werden. Nur auf der Mauer hatten wir davon unsere Ruhe, aber dazu später mehr. Die meisten der Chinesen erwarten überhaupt nicht eine chinesische Antwort zu bekommen, weswegen wir oft ein fragendes „Bu yao?“ hörten, wenn wir schnell weitergingen.





Dirket bei der Ankunft im Hostel hatten wir für Freitag unsere Mauer-Tour geplant, die um 7.30 Uhr beginnen sollte. Deswegen gingen wir einigermaßen früh schlafen, um den nächsten Tag genießen zu können.

Große Mauer:
Am Freitag fuhren wir etwas verspätet in einem kleinen Bus los zur Großen Mauer. Die Tour wurde von unserem Hostel geplant, wobei versprochen wird dass der besuchte Mauerabschnitt nicht vor Touristen überläuft, zumal wir noch an einem Wochentag unterwegs waren. Der Bus war etwas klein und klapprig, aber unser Fahrer beruhigte uns: Sie fahren schon seit drei Jahren mit dem Bus und es sei noch nie etwas passiert. Die Fahrt zur Mauer dauerte ca. zweieinhalb Stunden, wobei einem dabei erst die Größe von Beijing bewusst wird. Eineinhalb Stunden brauchten wir nämlich um erstmal aus Beijing heraus zu kommen. Auf dem Weg kamen an Badaling vorbei, einem der meistbesuchtesten Abschnitte der Mauer. Dort auf dem Parkplatz standen massenweise Reisebusse. Zum Glük fuhren wir daran vorbei und kamen kurz darauf bei „unserer“ Mauer an. 




Unsere Grupee bestand aus zwei Däninnen, einem Australier, einem Kanadier, zwei Isreaelis und Morgan und mir. Unser Guide gab uns eine kurzen Überblick über die Geschichte der Mauer und ließ uns dann auf der Mauer loslaufen. Der Abschnitt bis Turm Nummer drei war restauriert, danach begann die „Secret Wall“ die zum Teil stark verfallen und wieder überwachsen war. Der restaurierte Teil wurde mit Treppen ausgestattet, der unrestaurierte dagegen war oft mehr oder weniger ein künstlicher Abhang.
Wir hatten einen Tag mit wunderbarem Wetter und blauem Himmel erwischt, außerdemwaren tatsächlich außer uns nur noch 5 Chinesen auf dem Mauerabschnitt unterwegs. Wir konnten Aussicht, Wetter und Ruhe genießen. Vor allem von letzten beiden Türmen war die Aussicht überragend, sie waren die höchsten des Mauerabschnitts. Nach dreieinhalb Stunden auf der Mauer wurden wir dann zum Mittagessen in ein kleines Restaurant gefahren. Die Rückfahrt dauerte etwas länger, da wir mitten in ein Armeemanöver hineingeraten waren und ca. 50 Panzer die Straße kreuzten, was ziemlich lange dauerte.





Wenn jemand eventuell dieselbe Tour machen will: Leo Hostel, Dazhalan Xijie 52, 260 RMB. Man kann auch teilnehmen wenn man nicht im Hostel wohnt.

An der Stelle mache ich jetzt erstmal Schluss und schreibe im nächsten Update in ein paar Tagen mehr.

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