Mittwoch, 15. Februar 2012

Chinesisches Neujahr und Guilin

Im letzten Eintrag habe ich mit dem chinesischen Neujahr aufgehört. Die Feiern fingen an dem Abend an, an dem wir wieder in Kunming ankamen. Traditionell werden an diesem Abend Jiaozi gegessen (in etwa chinesische Maultaschen), in unserem Hostel konnten wir für 10 Kuai mitmachen. Das hieß auch, dass wir Jiaozi selbst produzieren mussten. Dabei versagten wir auf ganzer Linie, unsere Jiaozi waren unglaublich häßlich, während die der Chinesen allesamt kunstvoll waren.


Geschmeckt haben sie am Ende aber trotzdem. Jiaozi werden in Essig getunkt gegessen, dazu gab es Tomaten und Gurkensalat. Nach dem Essen fingen die Chinesen an, die Neujahrsgala im Fernsehen zu gucken, wir machten uns auf den Weg um uns das Feuerwerk anzugucken. Anders als erwartet war es aber nicht viel größer als das Feuerwerk in westlichen Ländern. Dafür dauert die Feier des chinesischen Neujahrs aber viel länger und es wird Tag und Nacht durchgeballert. Schließlich kauften wir uns ein paar Leuchtkugeln, die relativ ungefährlich aussahen. Als wir die verschossen hatten machten wir uns wieder auf zum Hostel, die Nacht versprach nicht gerade viel spannender zu werden.


Am nächsten Tag gingen wir zum Bahnhof, wo ich mir ein Zugticket nach Guilin kaufte. Außerdem war es der Geburtstag von Mia, also kauften wir noch ein Geschenk. Es war auch der letzte Tag von Morgan und Jason, die am nächsten Tag zurück nach Nanjing geflogen sind. Morgans Visum lief aus und Jason traf seine Eltern in Shanghai. Bei Mia waren wir zum Abendessen eingeladen, es gab eine große Auswahl an Gerichten, die alle sehr gut waren.

Unsere für den nächsten Tag gebuchten Flüge und der Zug gingen alle erst am Abend, den Tag verbrachten wir im Hostel und ruhten uns aus. Dann hieß es von Morgan und Jason Abschied zu nehmen. Jason wollte probieren sein Visum ein paar Tage zu verlängern, also würde ich ihn vielleicht in Nanjing nochmal sehen.
Mittlerweile hatte ich rausgefunden dass Alicia, die wir in Lijiang kennengelernt hatten, nicht nur im selben Zug wie ich nach Guilin fuhr, sondern auch im Bett neben mir. Nach einer kurzen Nacht im ebenso kurzen Bett wurde klar, dass das Wetter in der Provinz Guangxi nicht ganz so schön war wie in Yunnan. Die Gegend um die Stadt Guilin ist bekannt für ihre Karsthügel. Am beliebtesten sind Kreuzfahrten auf dem Li River, von dem sich wunderschöne Ansichten auf die Hügel geben.
Wir checkten in unserem Hostel ein und machten uns dann auf den Weg in die Stadt. Wolken und Nebel nahmen uns die Tolle Sicht auf die Landschaft, aber ähnlich wie in Ha Long sah es trotzdem noch beeindruckend aus. Am nächsten Tag kamen Alicias Eltern, also machte ich mich allein auf um in der Stadt einige Parks anzugucken. Guilin selbst hat nicht sehr viel zu bieten, deswegen reicht ein Tag aus um alles zu sehen. Ein Park war nicht sehr groß, in der Mitte gab es aber einen Peak, von dem man eine gute Sicht über die Stadt hatte. Da die Sicht aber schlecht war, hatte sich der teure Eintritt nicht gelohnt.




Im anderen Park gab es Tempel und Wasserfälle. Hier war es wesentlich schöner und ruhiger, außerdem war der Eintritt nicht so teuer.




Eine der Attraktionen von Guilin sind die Sonnen- und Mondpagode, die nachts angestrahlt werden. Außerdem gibt es ein altes Tor der Stadtmauer.


Eigentlich hatte ich geplant, zwei Tage in der Gegend um die Stadt Yangshuo Radtouren zu machen, Regen und Kälte vermiesten mir die Lust darauf aber gründlich. Also blieb ich im Hostel in Guilin und unternahm von dort aus zwei Tagestouren. Einmal ging es zu den Dragons Backbone Reisterrassen, das andere mal nach Yangshuo. Beide male war ich mit einer Gruppe Briten und einer Kanadierin unterwegs, die in Hong Kong studieren. Obwohl wir gewarnt worden waren dass das Wetter in den Bergen der Reisterrassen eine noch geringere Sichtweite als Guilin für uns bereithält, setzten wir uns in den Bus und fuhren hin. Auch wenn die Gipfel in den Wolken verschwanden, sah die Landschaft beeindruckend aus. Angus, einer Briten, hatte sich ein Packen Böller gekauft mit denen er jetzt entweder die Mädels erschreckte oder in den gefluteten Reisterrassen Explosionsfontänen erzeugte.






Zum Mittagessen blieben wir in einem Minderheitendorf am Berg. Da wir deutlich außerhalb der Saison da waren, war keiner auf Besuche vorbereitet und das Kochen dauerte ziemlich lange. Ein kleines Kind der Besitzerin ärgerte eine Katze mit Essstäbchen, die Katze war aber ausgesprochen geduldig und ließ alles über sich ergehen. Am Ende hob das Kind sie hoch und trug sie glücklich durchs Haus.

Nach dem Essen liefen wir zu einem der höher gelegenen Aussichtspunkte, wo wir eine Sicht von ca. 3 Metern genießen konnten. 

Den höchsten Aussichtspunkt ließen wir dann aus und machten uns wir ins Tal, von wo aus wir mit dem Bus zurück nach Guilin fuhren.



Der Trip nach Yangshuo begann mit einer Busfahrt zum Pier, wo wir auf Boote stiegen und eine ca. einstündige Fahrt auf dem Li River machten.



Dann stiegen wir in kleine Autos um, mit denen wir zu einem Busbahnhof fuhren, wo ein Bus nach Yangshuo auf uns wartete. Auf dem Weg kamen wir an der Stelle vorbei, die auf der 20 Yuan Banknote abgebildet ist.

Wir hatten noch die Zusatz „Countryside Tour“ gebucht, die typisch chinesisch in ein kleines Dorf führte, dass wahrscheinlich nur vom Tourismus lebt. Hier machten wir noch eine kleine Fahrt auf Bambusflößen, die bedrohlich tief im Wasser lagen. 

Wir fuhren zu einer Wiese mit Wasserbüffeln, einer Show mit fischfangenden Kormoranen (die ziemlich deprimierend war: den Kormoranen wird der Hals soweit zugeschnürt dass sie den gefangenen Fisch nicht schlucken können und beim Besitzer wieder auswürgen). Außerdem befand sich im Dorf eine Brücke, auf der angeblich im berühmten Film „Hero“ gedreht wurde. Keiner von uns konnte sich an eine Szene auf der Brücke erinnern, also beschlossen wir zu Hause erst noch einmal Hero zu gucken.





Nach der Brücke rutschen wir auf den Flößen einen kleinen Wasserfall hinunter, was wir und die Flöße tatsächlich unbeschadet überstanden. Das war das Ende der Tour und wir fuhren zurück nach Yangshuo. 


Die meisten blieben auch dort, nur ein Brite der in der Inneren Mongolei eine Schule betreibt, eine deutsche Architektin aus Shanghai und ich fuhren zurück nach Guilin. Dort gingen wir noch essen und ein Bier trinken.
Damit war nun auch mein ganzer Urlaub zu Ende, am nächsten Abend ging mein Flieger zurück nach Nanjing. Den Tag verbrachte ich im unbeheizten Hostel, was mir mal wieder eine Erkältung einbrachte. Planmäßig sollte mein Flug um elf Uhr gehen, er war aber so viel verspätet dass ich erst um zwei Uhr nachts in Nanjing ankam. Die nächsten paar Tage stellte ich dann fest, wie langweilig Nanjing während Neujahr ist (das Fest war immer noch nicht zu ende). Der Campus war menschenleer und war generell schwierig offene Läden zu finden. Jetzt haben die Vorlesungen aber wieder angefangen und der Campus ist wieder gut gefüllt. Nächste Woche geht es auch für mich wieder los.

Ich hoffe die Berichte von meiner Reise haben euch gefallen und konnten einen Eindruck vermitteln, wie es hier so zugeht!

Samstag, 11. Februar 2012

Vietnam: Sa Pa, Ha Long, Hanoi

Zuerst möchte ich sagen, dass ich die Bilder ab diesem Eintrag wieder in besserer Qualität hochgeladen habe, weil mein schnelles Internet wieder funktioniert.

Am 19. Januar machten wir uns also auf nach Vietnam. Personen, die in Hekou gemeldet sind brauchen keinen Reisepass um nach Vietnam einzureisen, also begleitete uns ein Freund von Peter über die Grenze, während Peter und ein anderer Freund den alternativen Weg nahmen. Der Grenzübertritt war in beiden Fällen unkompliziert und schnell. Die Grenzstadt in Vietnam heisst Lao Cai. In ihr wird Handel mit China betrieben, außerdem kommen hier die Touristen an die nach Sa Pa wollen (so wie wir, nur dass wir die einzigen waren die nicht aus Hanoi kamen).
An der Grenze angekommen suchten wir uns zuerst eine Möglichkeit, Geld zu tauschen. Unsere „Bank“ bestand aus drei Frauen mittleren Alters, die vor der Zollhalle auf wackeligen Stühlen saßen. Da die vietnamseische Währung Dong lächerlich wenig wert ist, waren wir nach dem Tauschen alle Millionäre. Für 500 Yuan bekam ich sagenhafte 1.690.000 Dong. Nach dem Frühstück ging das Gefühl des Reichtums aber schnell vorüber. Unsere Nudelsuppen kosteten ca. 30.000 Dong und so begannen unsere Millionen schnell zu zerfließen.
Einer von Peters Freunden, der in Hanoi studiert und Vietnamesisch spricht, hatte uns einen Fahrer nach Sa Pa organisiert. Sa Pa liegt in den Bergen über Lao Cai. Es ist deshalb so berühmt, weil es eine Siedlung nach komplett französischem Vorbild ist. In der Kolonialzeit hatten sich einige Franzosen in Indochina auf Reisen gemacht und hatten Sa Pa als perfekten Ort befunden, um dort zu leben. Und tatsächlich die Gegend ist wunderschön. 







Ebenso berühmt wie Sa Pa selber sind die Wandermöglichkeiten in den Bergen drumherum, für die aber keine Zeit hatten da wir nur einen Tag blieben. Die Stadt besteht, wie alle Touristenzentren, hauptsächlich aus Läden und Hotels. Außerdem versuchen Angehörige der lokalen Minderheiten aufdringlich, ihre „Handicrafts“ unters Volk zu bringen. Aber wir hatten trotz allem Spaß, wanderten durch die Stadt und saßen eine Zeit auf der Terrasse eines Restaurants. Nach dem Mittagessen setzten wir uns an den örtlichen See, wo ich mir auch den ersten kleinen Sonnenbrand des Jahres holte. 






Gegen Abend machten wir uns wieder auf den Weg nach Lao Cai. Peter und seine Freunde mussten zurück nach China und wir unseren Nachtzug nach Hanoi erwischen. Unser nächstes Ziel war nämlich die Ha Long Bucht in der Nähe von Hanoi. Man könnte es so etwas wie „Shilin am Meer“ nennen, da Felsformationen wie ein Wald aus dem Meer ragen. In dem äußerst komfortablen Nachtzug hatte Jason einen Vietnamesen kennengelernt, der ihm die Adresse einer Busstation gegeben hatte. Von dort sollten angeblich Busse nach Ha Long fahren. Frühmorgens in Hanoi stellten wir zuerst fest, dass Taxifahren deutlich teurer ist als in China. Für die Fahrt zum Busbahnhof legten wir 250.000 Dong hin. Wir erwarteten, dass vom Busbahnhof ein Touri-Bus nach dem anderen abfahren würde, wir sahen aber kein einziges Schild das einen Bus nach Ha Long versprach. Trotzdem setzte uns ein Mann in seinen Bus und versprach, uns nach Ha Long zu bringen. Es war aber kein Touri-Shuttle Bus, sondern ein Überland Bus der jedes Dorf auf der Strecke abklapperte und anschließend nach Hanoi zurückfuhr. Der Chef hatte Ha Long wohl nur auf den Fahrplan gesetzt, weil wir mitfuhren. Unsere Fahrt nach Ha Long dauerte so ca. 5 Stunden. Im nach hinein war das aber weniger schlimm, da die Rundfahrten in der Bucht erst nach Mittag beginnen und wir sonst sinnlos am Pier herumgesessen hätten. So bekamen wir wenigstens die vietnamesische Landschaft und einige kleinere Städte zu sehen.
Hier fällt vor allem auf, dass die Miethochhäuse fehlen, die es in China überall gibt. Statdessen bevorzugen Vietnamesen sehr schmale, zwei- bis dreistöckige Häuser. Außerdem merkt man, dass der Motorroller das absolut beliebteste Verkehrsmittel ist. Es wurde eine Helmpflicht eingeführt und auch streng durchgesetzt, worauf man in China wohl noch lange warten muss. Mit den Ampeln hat es aber auch in Vietnam noch nicht so ganz geklappt, so gut wie niemand hält sich daran. Auf dem Highway gibt es dagegen eine klare Regel: der stärkere hat Vorfahrt. Auch wenn das bestimmt nicht die beste Lösung ist, ist es besser als das pure Chaos auf chinesischen Straßen, wo jeder macht was er will.

In Ha Long angekommen nahmen wir uns ein Taxi zum Pier der Ausflugsboote. Zuerst wollten wir etwas Essen und landeten schließlich in einem ziemlich schäbigen Restaurant, hier waren die Preise aber wenigstens noch akzeptabel. Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Boot. Das war schwieriger als gedacht, da die meisten Touristen mit einem Bus Hanoi kommen und die Boote als Gruppe im Voraus buchen. Uns sprach aber ein Mann an der uns auf ein Boot bringen wollte und nach kurzen Verhandlungen machten wir einen Preis von 900.000 Dong aus. Dann begann nochmal eine Warterei, in der wir befürchteten übers Ohr gehauen zu worden sein. Letztendlich saßen wir aber dann doch in einem Boot.
Schon in Hanoi hatten wir befürchtet, dass das Wetter wieder nicht mitspielt. Es war bewölkt und regnete. In Ha Long hatte aber wenigstens der Regen aufgehört und wir saßen auf dem Obderdeck des Bootes und genossen die Aussicht. Trotz Nebel und Wolken gab es einiges zu sehen. Wir konnten aber nicht leugnen, in der größten Touri-Veranstaltung unseres Trips gelandet zu sein. Wir machten mehrere Stops um eine langweilige Seafood Farm anzugucken oder um Proviant kaufen zu können.













Am Ende fuhren wir noch zu einer Grotte, die sich in einer der Hügel befand. Die Grotte war beeindruckend, aber leider in unrealistischen Farben ausgestrahlt und deswegen ziemlich kitschig.







Auch wenn es jetzt eher negativ klang, hatten wir doch viel Spaß und sahen die schlechten Seiten mit Humor. Im Preis dabei war die Busfahrt zurück nach Hanoi, wo wir möglichst noch einen Nachtbus oder -zug nach Lao Cai erwischen wollten. Wir kamen aber zu spät an und mussten also eine Nacht in Hanoi verbringen. Wir fanden ein nettes Hostel im Zentrum, in dem wir auch gleich Zugfahrkarten für den nächsten Abend buchen konnten. Zum Abendessen machten wir die Entdeckung, dass die Franzosen nicht nur eine harte Kolonialherrschaft geführt haben, sondern auch ein tolles Geschenk in Vietnam gelassen haben: Brot. Nach einem halben Jahr brotloser Zeit in China konnten wir in Vietnam an jeder Straßenecke ein Sandwich kaufen, einmal entdeckten wir sogar Döner. Danach setzten wir uns auf den Balkon einer Bar und ruhten uns dort noch eine Zeit lang aus.





Am nächsten Tag guckten wir uns Hanoi an, wobei das Zentrum nicht sehr groß ist. Es gibt einen See, um den sich alles andere aufbaut. Auffallend ist die große Menge an Touristen, die aber alle nicht lange bleiben und nur auf Kurzbesuch von Saigon aus gekommen sind. Außerdem guckten wir uns das Revolutionsmuseum an. Dort sind die Loslösung von den Franzosen sowie der Vietnamkrieg thematisiert. 












Abends warteten wir in einem Cafe auf unseren Zug nach Lao Cai und tranken ein Abschiedsbier auf Vietnam.


In Lao Cai liefen wir zur Grenze, dieses Mal nahmen es der chinesische Beamte aber etwas genauer. Die Zeit wurde knapp, da wir schon Fahrkarten für einen Bus nach Kunming hatten. Zurück in Hekou sprinteten wir also zu Peters Wohnung, schnappten unser Gepäck und fuhren im Taxi zur Busstation. Wir kamen gerade noch rechtzeitig. In Kunming machten wir es uns dann wieder im Upland Hostel gemütlich, dort stand eine Jiaozi Party zum chinesischen Neujahr an. Dazu aber beim nächsten mal mehr!