Im letzten Eintrag habe ich mit dem chinesischen Neujahr aufgehört. Die Feiern fingen an dem Abend an, an dem wir wieder in Kunming ankamen. Traditionell werden an diesem Abend Jiaozi gegessen (in etwa chinesische Maultaschen), in unserem Hostel konnten wir für 10 Kuai mitmachen. Das hieß auch, dass wir Jiaozi selbst produzieren mussten. Dabei versagten wir auf ganzer Linie, unsere Jiaozi waren unglaublich häßlich, während die der Chinesen allesamt kunstvoll waren.
Geschmeckt haben sie am Ende aber trotzdem. Jiaozi werden in Essig getunkt gegessen, dazu gab es Tomaten und Gurkensalat. Nach dem Essen fingen die Chinesen an, die Neujahrsgala im Fernsehen zu gucken, wir machten uns auf den Weg um uns das Feuerwerk anzugucken. Anders als erwartet war es aber nicht viel größer als das Feuerwerk in westlichen Ländern. Dafür dauert die Feier des chinesischen Neujahrs aber viel länger und es wird Tag und Nacht durchgeballert. Schließlich kauften wir uns ein paar Leuchtkugeln, die relativ ungefährlich aussahen. Als wir die verschossen hatten machten wir uns wieder auf zum Hostel, die Nacht versprach nicht gerade viel spannender zu werden.
Am nächsten Tag gingen wir zum Bahnhof, wo ich mir ein Zugticket nach Guilin kaufte. Außerdem war es der Geburtstag von Mia, also kauften wir noch ein Geschenk. Es war auch der letzte Tag von Morgan und Jason, die am nächsten Tag zurück nach Nanjing geflogen sind. Morgans Visum lief aus und Jason traf seine Eltern in Shanghai. Bei Mia waren wir zum Abendessen eingeladen, es gab eine große Auswahl an Gerichten, die alle sehr gut waren.
Unsere für den nächsten Tag gebuchten Flüge und der Zug gingen alle erst am Abend, den Tag verbrachten wir im Hostel und ruhten uns aus. Dann hieß es von Morgan und Jason Abschied zu nehmen. Jason wollte probieren sein Visum ein paar Tage zu verlängern, also würde ich ihn vielleicht in Nanjing nochmal sehen.
Mittlerweile hatte ich rausgefunden dass Alicia, die wir in Lijiang kennengelernt hatten, nicht nur im selben Zug wie ich nach Guilin fuhr, sondern auch im Bett neben mir. Nach einer kurzen Nacht im ebenso kurzen Bett wurde klar, dass das Wetter in der Provinz Guangxi nicht ganz so schön war wie in Yunnan. Die Gegend um die Stadt Guilin ist bekannt für ihre Karsthügel. Am beliebtesten sind Kreuzfahrten auf dem Li River, von dem sich wunderschöne Ansichten auf die Hügel geben.
Wir checkten in unserem Hostel ein und machten uns dann auf den Weg in die Stadt. Wolken und Nebel nahmen uns die Tolle Sicht auf die Landschaft, aber ähnlich wie in Ha Long sah es trotzdem noch beeindruckend aus. Am nächsten Tag kamen Alicias Eltern, also machte ich mich allein auf um in der Stadt einige Parks anzugucken. Guilin selbst hat nicht sehr viel zu bieten, deswegen reicht ein Tag aus um alles zu sehen. Ein Park war nicht sehr groß, in der Mitte gab es aber einen Peak, von dem man eine gute Sicht über die Stadt hatte. Da die Sicht aber schlecht war, hatte sich der teure Eintritt nicht gelohnt.
Im anderen Park gab es Tempel und Wasserfälle. Hier war es wesentlich schöner und ruhiger, außerdem war der Eintritt nicht so teuer.
Eine der Attraktionen von Guilin sind die Sonnen- und Mondpagode, die nachts angestrahlt werden. Außerdem gibt es ein altes Tor der Stadtmauer.
Eigentlich hatte ich geplant, zwei Tage in der Gegend um die Stadt Yangshuo Radtouren zu machen, Regen und Kälte vermiesten mir die Lust darauf aber gründlich. Also blieb ich im Hostel in Guilin und unternahm von dort aus zwei Tagestouren. Einmal ging es zu den Dragons Backbone Reisterrassen, das andere mal nach Yangshuo. Beide male war ich mit einer Gruppe Briten und einer Kanadierin unterwegs, die in Hong Kong studieren. Obwohl wir gewarnt worden waren dass das Wetter in den Bergen der Reisterrassen eine noch geringere Sichtweite als Guilin für uns bereithält, setzten wir uns in den Bus und fuhren hin. Auch wenn die Gipfel in den Wolken verschwanden, sah die Landschaft beeindruckend aus. Angus, einer Briten, hatte sich ein Packen Böller gekauft mit denen er jetzt entweder die Mädels erschreckte oder in den gefluteten Reisterrassen Explosionsfontänen erzeugte.
Zum Mittagessen blieben wir in einem Minderheitendorf am Berg. Da wir deutlich außerhalb der Saison da waren, war keiner auf Besuche vorbereitet und das Kochen dauerte ziemlich lange. Ein kleines Kind der Besitzerin ärgerte eine Katze mit Essstäbchen, die Katze war aber ausgesprochen geduldig und ließ alles über sich ergehen. Am Ende hob das Kind sie hoch und trug sie glücklich durchs Haus.
Nach dem Essen liefen wir zu einem der höher gelegenen Aussichtspunkte, wo wir eine Sicht von ca. 3 Metern genießen konnten.
Den höchsten Aussichtspunkt ließen wir dann aus und machten uns wir ins Tal, von wo aus wir mit dem Bus zurück nach Guilin fuhren.
Der Trip nach Yangshuo begann mit einer Busfahrt zum Pier, wo wir auf Boote stiegen und eine ca. einstündige Fahrt auf dem Li River machten.
Dann stiegen wir in kleine Autos um, mit denen wir zu einem Busbahnhof fuhren, wo ein Bus nach Yangshuo auf uns wartete. Auf dem Weg kamen wir an der Stelle vorbei, die auf der 20 Yuan Banknote abgebildet ist.
Wir hatten noch die Zusatz „Countryside Tour“ gebucht, die typisch chinesisch in ein kleines Dorf führte, dass wahrscheinlich nur vom Tourismus lebt. Hier machten wir noch eine kleine Fahrt auf Bambusflößen, die bedrohlich tief im Wasser lagen.
Wir fuhren zu einer Wiese mit Wasserbüffeln, einer Show mit fischfangenden Kormoranen (die ziemlich deprimierend war: den Kormoranen wird der Hals soweit zugeschnürt dass sie den gefangenen Fisch nicht schlucken können und beim Besitzer wieder auswürgen). Außerdem befand sich im Dorf eine Brücke, auf der angeblich im berühmten Film „Hero“ gedreht wurde. Keiner von uns konnte sich an eine Szene auf der Brücke erinnern, also beschlossen wir zu Hause erst noch einmal Hero zu gucken.
Nach der Brücke rutschen wir auf den Flößen einen kleinen Wasserfall hinunter, was wir und die Flöße tatsächlich unbeschadet überstanden. Das war das Ende der Tour und wir fuhren zurück nach Yangshuo.
Die meisten blieben auch dort, nur ein Brite der in der Inneren Mongolei eine Schule betreibt, eine deutsche Architektin aus Shanghai und ich fuhren zurück nach Guilin. Dort gingen wir noch essen und ein Bier trinken.
Damit war nun auch mein ganzer Urlaub zu Ende, am nächsten Abend ging mein Flieger zurück nach Nanjing. Den Tag verbrachte ich im unbeheizten Hostel, was mir mal wieder eine Erkältung einbrachte. Planmäßig sollte mein Flug um elf Uhr gehen, er war aber so viel verspätet dass ich erst um zwei Uhr nachts in Nanjing ankam. Die nächsten paar Tage stellte ich dann fest, wie langweilig Nanjing während Neujahr ist (das Fest war immer noch nicht zu ende). Der Campus war menschenleer und war generell schwierig offene Läden zu finden. Jetzt haben die Vorlesungen aber wieder angefangen und der Campus ist wieder gut gefüllt. Nächste Woche geht es auch für mich wieder los.
Ich hoffe die Berichte von meiner Reise haben euch gefallen und konnten einen Eindruck vermitteln, wie es hier so zugeht!