Samstag, 7. April 2012

Guangzhou

Der Zug fuhr etwas verspätet von Hong Kong ab. Nach gut zwei Stunden, in denen wir Hong Kong, Shenzhen und die Randbezirke von Guangzhou durchquerten kamen wir am Ostbahnhof an. Von hier nahm ich die Metro in Richtung meines Hostels. Nachdem ich mal wieder einige Probleme mit der Wegbeschreibung gelöst hatte, fand ich es direkt an einer Uferpromenade des Pearl Rivers. Neben einigen internationalen Backpackern wohnten hier auch zwei Katzen, deren Lieblingsplatz der Tresen war.

Ich lud mein Zeug im Zimmer ab und machte mich daran, die Gegend um das Hostel etwas zu erkunden und etwas zu Essen zu finden. An der Uferstraße gab es einige Clubs, vor denen Kellnerinnen Spalier standen und jeden Gast mit einer Verbeugung begrüßten. Eine der Seitenstraßen war ein beliebter Street Food Treffpunkt. Außerdem gab es Piers für Ausflugs- (oder Party-) dampfer und jede Menge andere Vergnügungsmöglichkeiten.




Am nächsten Tag machte ich mich auf zum Sightseeing in Guangzhou. Ich fuhr zu einem Park, in dem ich auch schon vor zehn Jahren mit dem Austausch war. Hier steht das Wahrzeichen von Guangzhou, eine Statue die fünf Ziegen darstellt. Diese Ziegen haben etwas mit der Gründungsgeschichte von Guangzhou zu tun, leider erinnere ich mich nicht mehr was genau. Außerdem ist in einer Pagode das Guangzhou Museum untergebracht, das tatsächlich spannend eingerichtet und informativ ist.







Gegenüber des großen Parks gab es noch einen Orchideen Garten, der mit allen möglichen Blumen und Bäumen in der Blüte schön anzusehen war. 




Zum Mittagessen gab es gebratene Nudeln. Beim Bestellen musste ich hilflos auf Bilder zeigen, da die Kantonesen mit meinem (schlechten) Mandarin nichts anfangen konnten. Danach lief ich in die Stadt und schaute mir dort eine Kirche an, die die Franzosen hier gebaut hatten. Die Kirche gab ein China wirklich ungewöhnliches Bild ab. 



Zu guter Letzt lief ich noch Shamian Island. Dort waren früher die Häuser der fremden Handelsvertretungen untergebracht. Guangzhou war einer der wenigen Häfen, in denen Ausländer mit China Handel betreiben durften. Erst nach zwei Opiumkriegen wurden andere Häfen zwangsgeöffnet. Shamian Island hat immer noch kolonialen Charakter und es ist ein guter Punkt um der hektischem Innenstadt zu entkommen.


Zum Abendessen traf ich mich dann mit meiner Mutter an der Austauschschule, die etwas außerhalb und eine lange Metrofahrt außerhalb des Stadtkerns liegt. Für den nächsten Tag hatte ich mir den Canton Tower vorgenommen. Bis vor einem Jahr war er der höchste Fernsehturm der Welt, wurde aber vom neuen Turm in Tokyo abgelöst. Außerdem wurde nach kurzer Zeit die Antenne um zehn Meter eingefahren, um die Luftraumsicherheit über Guangzhou zu gewährleisten. Mit 600 Metern ist er aber trotzdem noch imposant hoch. Zuerst fuhr ich auf die erste verglaste Aussichsplattform auf 428 Metern.



Da ich einen spendablen Tag hatte gönnte ich mir noch die Plattform auf 488 Meter. Leider gab es an dem Tag viel Smog und die Sicht war nicht so gut. Etwas unter Plattform fuhren noch kleine Kapseln um den Tower herum, in die sich wagemutige und zahlwillige Leute hineinsetzen konnten.



Von der Plattform hatte ich eine gute Sicht auf die Insel, auf der meine Austauschschule von 2002 liegt. Nachdem ich wieder unten im Tower angekommen war, machte ich mich also auf die Socken und lief zur Insel, um die Schule zu suchen. Orientierungspunkt war die Concert Hall, an die ich mich noch erinnerte. 

Und tatsächlich stand ich nach einer Stunde Suche vor den Toren der Guangzhou Middle School No. 109. Viel verändert hatte sich nicht, abgesehen davon dass die Gebäude etwas abgenutzter aussahen.


Lange blieb ich nicht, da ich mich noch einmal mit meiner Mutter traf. Wir fuhren nach Shamian Island um dort noch einen Kaffee zu trinken. Dann ging es auch schon wieder zurück zur Schule, da wir dort bei einem der chinesischen Lehrer zum Abendessen eingeladen waren. Das Essen hörte relativ schnell auf, als einer der deutschen Schüler anrief. Es ging ihm nicht gut und er wollte (Sonntagabends) zu einem Arzt gebracht werden. Die Essensgesellschaft setzte sich also in einen Minibus und brach zur Krankenfahrt auf, ich wurde an der nächsten Metrostation abgesetzt. Wieder im Hostel angekommen ging ich bald schlafen. Um meine nun doch nicht stattfindenden Vorlesungen am nächsten Tag besuchen zu können hatte ich den ersten Flug am Morgen zurück nach Nanjing gebucht. Um halb sechs saß ich also im Taxi zum Flughafen und war um neun wieder in Nanjing.

Hier stellte ich fest, dass sich meine Faulheit beim Bezahlen der Stromrechnung gerächt hatte und mir der Saft abgedreht worden war. Das Büro bei dem ich bezahlen konnte, hatte aufgrund der Feiertage selbstverständlich zu. Man kann zwar auch mit der Campuskarte zahlen, um diese aufzuladen hätte ich aber zu einem anderen Büro gemusst das auch zu hatte. Ein nepalesischer Freund konnte mir helfen, da er seine Karte über sein Bankkonto aufladen konnte. Ziemlich müde, aber immerhin wieder mit Strom ging ich dann früh schlafen.

Donnerstag, 5. April 2012

China Light: Hong Kong Teil 2

Am nächsten Morgen wurde mir auch wieder nur wenig Schlaf gegönnt: Meine Zimmernachbarn mussten anscheinend früh zum Flughafen und weckten mich erfolgreich um 5:30 Uhr auf. Ein bisschen Schlummern war danach noch drinnen, um kurz vor sieben stand ich aber vor dem Hostel und machte mich auf die Suche nach etwas zu Essen. Nach dem Frühstück fuhr ich mit der Metro nach Central um mich dort nochmal etwas umzusehen. Der Lonely Planet sprach von einem Tempel, der dort gebaut worden sei als die Engländer Hong Kong Island aufteilten um eine zu starke Vermischung von Europäern und Chinesen zu verhindern. Der Tempel wurde gleichzeitig als Krankenhaus genutzt. Ich meinte zu wissen wie ein Tempel aussieht, fand aber in der angegeben Gegend nichts dergleichen. Schon ziemlich zu Anfang meiner Suche war ich durch drei kleine Räume gegangen, die aber mehr an einen Hausaltar als an einen Tempel erinnerten. Nach einer weiteren Stunde Suche sah ich dann aber endlich ein, dass Tempel in Hong Kong wohl andere Größen haben als im Mainland. Wahrscheinlich gab es schon damals Platzprobleme. Zur Suche nach dem Tempel kann ich noch erwähnen, dass ich mich immer noch nicht an den Linksverkehr gewöhnt hatte. An jeder Straße die ich überquerte, guckte ich zuerst nach links, obwohl die Autos von rechts kommen. Zum Glück hat die Hong Konger Regierung dieses Problem erkannt: Auf jeder Straße steht mit einem großen Pfeil versehen „Look Right!“.






Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause im Hostel machte ich mich dann wieder auf nach Central, um mit der Peak Tram auf den Victoria Peak zu fahren. Zum Glück war ich einigermaßen früh losgefahren, die Schlange war nämlich ewig lang. Die Fahrgäste waren zum großen Teil Mainland Chinesen, also war es mit dem geordnetem Anstehen wie in der Metro vorbei. Es wurde wieder geschubst und gedrängelt, um ja in der Schlange ganz vorne zu stehen. Oben angekommen lief ich dann gleich zu Aussichtsplattform und fing an Bilder zu machen. Hier hatte ich wieder dasselbe Problem wie schon am Vortag in Tsim Sha Tsui: starke Windböen, die in Zusammenarbeit mit meinem eher mittelmäßigem Stativ Langzeitbelichtungen zu einer Herausforderung machten. Ich habe aber einfach so viele Bilder gemacht, dass dabei auch ein paar brauchbare entstanden sind.




Die Schlange zur Fahrt nach unten war dann doppelt so lang wie die davor. Vom ewigen Anstehen müde lief ich dann zur Metro und machte mich auf den Heimweg. Zwischendrin machte ich aber noch ein paar Bilder von Central, dass auch vom Nahen betrachtet im Dunkeln toll aussieht.





Für den nächsten Tag hatte ich mir eine Wanderung vorgenommen. Auch wenn es erst nicht glaubt, Hong Kong besteht zu 70 Prozent aus Hügeln und Regenwald, in denen sich eine riesige Anzahl an Wanderwegen versteckt. Ich hatte mir den Dragons Back Trail ausgesucht, dessen Startpunkt nicht sehr weit weg war. Außerdem ist er nicht sehr anspruchsvoll, was vor allem meinen Schuhen zu Gute kam. Meine Wanderschuhe hatte ich nämlich in Nanjing gelassen. Der Weg führe zuerst nur durch den Wald, ab der Hälfte lief man dann aber auf den Bergspitzen umher. Von da aus hatte man eine großartige Aussicht.








Am Ende gab es dann noch einen kurzen Weg, der zu einem Strand führte, außerdem fuhr ich noch mit dem Bus zum nahe gelegenen Shek O, dort gibt es auch einen schönen Strand. Ich hatte aber keine Badesachen dabei und fuhr dann zurück zum Hostel.

Abends hatte ich mich mit den Austauschstudenten verabredet, die ich in Guilin kennengelernt hatte. Bevor wir uns auf einen Drink trafen, schaute ich mir aber noch den Temple Street Night Market, auf dem alle möglichen und unmöglichen Sachen kaufen kann. Außerdem gibt es Wahrsager und Open Air Karaoke.





Die Briten flogen am nächsten Tag nach Kambodscha, deswegen fiel unser Treffen eher kurz aus. Das war mir aber auch ganz recht, da ich endlich die Chance auf eine Nacht mit etwas mehr Schlaf sah. Als Tip hatte ich noch bekommen, mir am nächsten Mong Kok anzugucken. Mong Kok ist ein Stadtteil in Kowloon und einer am dichtesten besiedelsten Punkte der Erde. Das ganze muss aber nachts noch etwas beeindruckender aussehen. Es gibt jede menge Neontafeln und kleine Restaurants, die aber nur abends aufmachen. Ich fuhr also lieber nochmal nach Tsim Sha Tsui und setzte mich noch eine Weile an die Uferpromenade, bevor ich mich nach Hum Hong aufmachte und in den Zug nach Guangzhou einstieg. Dort geht es dann auch beim nächsten Mal weiter.


Noch ein kleiner Nachtrag: Wer mich kennt weiß, dass ich zwangsläufig in den Himmel gucke wenn sich dort etwas bewegt. Habe ich eine Kamera in der Hand, mache ich natürlich auch Fotos davon. Der Himmel über Victoria Harbour war voll von Drehflüglern und natürlich gab es auch auf dem Wasser jede Menge zu sehen. Wer also mit Hubschraubern und Schiffen nichts anfangen kann, kann die nächsten Bilder überspringen ;-)